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Zu 100 Prozent - Bayerischer Kanutag blieb grün haften

 

Neuburg a. d. Donau. „Kanusport ist grün“, so lautete das Motto des Bayerischen Kanutags im Oktober, ausgerichtet vom DRC Neuburg. Danach war (nicht nur) bei mir noch mehr grün: nämlich mein grauer Anorak und meine ursprünglich blauen Sneakers. Das war Folge des erlebnisreichen Ausflugs in den Auwald an der Donau am Samstagvormittag. Aber natürlich wurde auch gearbeitet, gewählt, geehrt – und gefeiert!

Begonnen hatte das Ereignis am Freitagnachmittag mit drei parallelen Meetings. Während das Präsidium die Gelegenheit regelmäßig für eine weitere der mehrfach pro Geschäftsjahr stattfindenden Tagungen nutzt, bietet der Kanutag im alljährlichen Wechsel mit der Verbandsausschusssitzung die Chance für sonst nur mit größerem Aufwand organisierbare separate Treffen der Bezirksleiter*innen und Ressortleiter*innen. Das ist eine gute Tradition; sehr schade, dass sie in diesem Jahr nur von drei Ressortleiter*innen genutzt wurde.

Bis Mitternacht

Die anschließende kurze Sitzung des Verbandsausschusses diente der Auswertung der vorangegangenen Meetings und der Beschlussfassung über vorliegende Anträge.

Wichtigster Programmpunkt am Abend des ersten Tages war der gut besuchte Paddlertreff, zu dem – wie immer – auch die Mitglieder aus dem ortsansässigen Verein eingeladen waren. Bis Mitternacht wurde ausgiebig „geratscht“. Indiz für großen Nachholbedarf.

Im Auwald

Am Samstagvormittag stand der Ausflug in die Donauauen auf dem Programm. Die Auen sind ein großes Waldgebiet zwischen Neuburg und Ingolstadt, das aufgrund der historischen Besitzverhältnisse nicht industriell oder kommunal besiedelt wurde. Infolge der Donau-Uferbefestigungen und weiterer Eindämmungsmaßnahmen in den letzten Jahrhunderten kam es hier zu einer starken Absenkung des Grundwasserspiegels. Gleichzeitig verschwanden die stetigen, durch wechselnde Überschwemmungs- und Trockenzeiten hervorgerufenen Grundwasserschwankungen. Damit setzte ein großes Artensterben ein, war doch der Artenreichtum in Flora und Fauna zum Wachsen und zum Überleben auf wechselnde Wasserstände angewiesen.

Das alles erfuhren wir von Dipl. Ing. Siegfried Geißler, dem Leiter der Unteren Naturschutzbehörde und Geschäftsführer des Fördervereins Auenzentrum e.V., der uns zusammen mit dem Auenführer Peter Janetti auf abenteuerlichen Pfaden durch das Auengebiet schleuste. Sie zeigten uns, wie durch gesteuerte Umleitung von Donauwasser über diesen speziellen Zu- und Abfluss das Leben von Tausenden von Tier- und Pflanzenarten im Auengebiet wiedererweckt wurde.

Die Eindrücke blieben haften

Die Gruppe der Wagemutigen unter uns führte Geißler balancierend und kletternd über Wehre, durch mannshohe Graslandschaften, ufernahe Kiesfelder und urwaldgleiche Flora. „Nein, das Paddeln ist hier nicht erlaubt“ – x-mal beraubte Geißler uns unserer Fantasie, die uns im Geiste durch den erst vor wenigen Jahren neu angelegten Ottheinrichsbach paddeln, der mit leichter Strömung um kleine Inseln tanzte. Den Abschluss bildete ein informativer Rundgang durch das Auenzentrum. Fazit: Die Eindrücke von diesem Ausflug sind haften geblieben, nicht nur auf der Kleidung.

Am Nachmittag ließen sich die Begleitpersonen von Ihrer Königlichen Hoheit Herzogin Maria Amalia von Pfalz-Zweibrücken bei einem Rundgang durch die Neuburger Residenzstadt ins 18. Jahrhundert zurückversetzen. Die (ausschließlich) Kanu-Damen kehrten allesamt begeistert zurück ins Sporthotel.

Bühne frei

Die Funktionäre verbrachten die Zeit derweil bei ihrer zentralen parlamentarischen Tagung. Zunächst gedachten alle Anwesenden der im Jahr 2020 verstorbenen Mitglieder, namentlich genannt wurden Tony Meffert, Lothar Krautheim und Heinz Mentgen.

Nachdem es zu den ja schon lange vorliegenden Jahresberichten keine Ergänzungen und Nachfragen gab, und auch der Bericht des Vizepräsidenten Finanzen Klaus Neupert ohne weitere Diskussionen bleib, wurde der Bericht der Kassenprüfer verlesen. Sie schlugen als Fazit ihres Berichtes dem Kanutag vor, den Vizepräsident Finanzen sowie das gesamte Präsidium zu entlasten.

Damit war die Bühne frei für die Abstimmungen. Die Regie übernahm ein Wahlausschuss, bestehend aus dessen Vorsitzendem Willi Rogler sowie den Beisitzern Dr. Stefan Schmidt und Uwe Klessinger.

Zu 100 % einstimmig

Man hätte meinen können, man wäre beim chinesischen Volkskongress: Alle Abstimmungen verliefen einstimmig und ohne Gegenstimme. Ergebnisse: Das Präsidium wurde entlastet, der neue Präsident Oliver Bungers ist der alte, ebenso Vizepräsident Organisation Georg Beer. Der wiedergewählte Vizepräsident Jugend Tim Neupert wurde bestätigt – also alles beim Alten.

Nur bei den Kassenprüfern gab es eine Veränderung: Neben Doris Schmidt ist nunmehr Helmut Bär (Augsburg) mit von der Partie. Beide wurden selbstverständlich ebenfalls ohne Gegenstimme gewählt. Schließlich wurde noch einstimmig beschlossen, den nächsten Kanutag im Jahr 2023 in Bayreuth durchzuführen.

Ehrungen

Schluss mit den Abstimmungen, jetzt standen Ehrungen auf der Tagesordnung. Für ihre Verdienste um den Kanusport in Bayern wurden geehrt:

Marion Neupert (KG Bayreuth) und Ilona Schnurer (KC Schwandorf) mit der BKV-Ehrennadel in Bronze, Suse Patzelt (KSK Aschaffenburg) Harald Imminger (VfL Günzburg) mit der BKV-Ehrennadel in Silber, Tim Neupert (KG Bayreuth) mit der BKV-Ehrennadel in Gold sowie Bernd Sachs (SGS Erlangen) mit der BKV-Ehrennadel in Gold mit Kranz.

Beschützer der Umwelt

Richtig interessant wurde es gegen Ende des Kanutags. „Vereine haben das Wort“, hieß es da. Und dabei ging es zunächst auch wieder um die grünen Initiativen im Kanusport in Bayern. Es wurde hinterfragt, wie die Kanuten in den Vereinen stärker für die Umweltthemen aktiviert werden könnten, damit ihre Stimme und die Stimme des Verbandes in der Öffentlichkeit ernsthafter wahrgenommen werden.

„Wir befinden uns häufig nur noch in einer Verteidigungsposition, werden als Gefährder und nicht als Beschützer der Umwelt wahrgenommen“, sagte der Ressortleiter Umwelt Dr. Stefan Schmidt. „Da brauchen wir mehr Engagement auch in den Vereinen,“ pflichtete ihm Rolf Renner als Experte im Bereich Umwelt und Gewässer bei.

Nutzen einer Teilnahme

Überhaupt: Die Vertreter aus den Vereinen – wo waren sie bei diesem Kanutag? Es wurde gefragt, womit man sie zu mehr Interesse an der Teilnahme gewinnen könne. Sicher sei der aktuelle Termin im Oktober nicht günstig und eine Pandemie-bedingte Ausnahme gewesen. Dennoch: Wodurch könnte man den Nutzen einer Teilnahme für Vereinsvertreter erhöhen?

Und plötzlich kamen da auch ein paar Fragen aus dem Kreis der anwesenden Vereinsvertreter auf den Tisch, beispielsweise nach der Unterstützung beim Aufbau effizienter IT-gestützter Vereinsverwaltungen oder moderner IT-gestützter Kommunikation in den Vereinen. Dazu passte dann auch die Information des alten und neuen Verbandspräsidenten Oliver Bungers, dass im Präsidium beschlossen worden sei, die Strukturkommission wiederaufleben zu lassen. Man will schauen, wie man sich als Verband für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts noch besser aufstellen könne. Es gibt also genug zu tun.

Spritzig und ideenreich

Dann kam der festliche, also eigentlich weniger anstrengende Teil des Treffens, der sogenannte Festabend. Allerdings war es mit den zu Beginn obligatorischen Grußworten wie häufig: Während die Grußworte der meisten Ehrengäste, wie von DKV-Präsident Thomas Konietzko und BLSV-Präsident Jörg Ammon, kurz, interessant und präzise waren und auch Landrat Peter von der Grün einen guten und angemessenen Auftritt hatte, war das Grußwort durch den Schirmherren und Oberbürgermeister Dr. Bernhard Gmehling für diesen Anlass und Rahmen eher ausholend und lang.

Nach der Festtagssuppe gab es vor dem Hauptgericht den sehr kurzweiligen Auftritt der jungen Percussion-Gruppe „4 Hoibe“. Was die vier jungen Leute auf Hocker schlagend, mit Karten und Worten spielend, an Percussion-Erlebnissen erzeugten, war überraschend, spritzig und ideenreich. Das Publikum war überzeugt und dankte mit großem Applaus.

Viel Beifall

Bevor es zum Nachtisch ging, dankte der BKV zunächst verdienten Personen für ihr langjähriges Engagement für den Kanusport in Bayern. BKV-Ehrenmedaillen, mit die höchsten Ehrungen im BKV, wurden verliehen an Gerdi Baumer, Gert Molewski, Peter Fichtner und Rolf Renner.

Und dann waren auch einige unserer Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Tokio zu Gast sowie eine frisch gebackene Weltmeisterin. Begrüßt und geehrt wurden Hannes Aigner, Melanie Gebhard sowie Elena Lilik (vor ihrer Heirat als Elena Apel bekannt) mit ihren Trainern Thomas Apel und Günther Meyer. Sie alle erhielten viel Beifall.

Das Dessert

„Schokomousse und Apfelstrudel mit einer Kugel Eis“ war das leckere Dessert. Begleitend und als Programmabschluss lief ein knapp 30-minütiger kurzweiliger Film über die Geschichte des DRC Neuburg, der 2019 seinen 100. Geburtstag feierte. Ein wirklich schöner Abend.

In der VA-Sitzung am nächsten Morgen wurde wie jedes Mal darüber diskutiert, was zukünftig am Kanutag noch verbessert werden könnte. Denn Verbesserungen sind immer möglich.

Übrigens: Meine Sneakers sind wieder blau, und meinem Anorak habe ich auch an allen Stellen seine hellgraue Farbe zurückgegeben. Aber als Kanute bleibt meine Gesinnung grün, nach diesem Kanutag umso mehr.

Jürgen Schneider

 

 


Bild rechts: Hannes Aigner Olympia Bronzemedaillengewinner in Tokio (m.) mit Trainer Thomas Apel  (li.) und BKV Präsident Oliver Bungers

Bild Mitte v. li. : DKV Präsident Thomas Konietzko, Olympiateilnehmerin Melanie Gebhard und ihr ehemaliger Heimtrainer Günter Mayer (FC Hof)

Bild rechts: Oliver Bungers übergibt einen Scheck an den 1. Vorsitzenden Gerhard Rohleder und BKV Ehrenpräsident Willi Roger vom gastgebenden Verein DRC Neuburg 

Fotos: Jürgen Schneider BKV